
Eine Reise von ganz besonderer Intensität. Fernab von dem, was wir bisher gesehen haben. Immer wieder atemberaubend, aber auch immer wieder anstrengend. Ein unvergessliches Abenteuer von dem uns vieles für immer in Erinnerung bleiben wird.
Ich hoffe, wir werden uns noch einmal auf eine solche Tour begeben können...
Mongolei
Unsere erste Woche der Reise ist bereits vorbei und schon morgen werden wir über die Grenze nach Russland gehen.
Zusammentreffen des ganzen Teams in Ulan Bator samt Stadtbesichtigung, Besuch des Dschingis Khan Denkmals wie auch eines National Parks. Dankenswerter Weise hat ein Verwandter von Klaus mit Namen Ayush den Fahrdienst übernommen und uns chauffiert.
Am Montag konnten wir dann unsere Motorräder von der Spedition abholen und nach Zusammenbau ging es auch schon gleich los mit der ersten Etappe von rund 430km. Weite, vor allem Weite ist es, was ich in Gedanken immer mit der Mongolei verbinde. Hier kannst Du bis an den Horizont sehen und siehst Grün Ziegen Kühe Yaks Schafe und immer wieder die klassischen mongolischen Rundzelte, genannt Ger.
Die Strecken anfangs noch asphaltiert, wurden schnell unbefestigt und wetterbedingt auch matschig und schmierig, was das sichere Fahren auf diesen noch einmal deutlich erschweren kann. Magenprobleme zu haben, wenn man noch weit über 60km reinste Schlaglochpiste bei Regengüssen vor sich hat, kann auch zu einem unangenehmen Erlebnis werden. Letztendlich schafften wir es immer wieder ins Ziel, sind unversehrt geblieben und mussten nur das eine oder andere Bauteil wieder zurechtbiegen oder Schrauben nachziehen, die sich durch die endlosen Vibrationen der Waschbrettpisten gelöst hatten.
Auch wenn wir in Khovd eine etwas unangenehme Begegnung mit zwei Betrunkenen hatten, die kurz körperlichen und kräftig verbalen Einsatz erforderte behalte ich vor allem die vielen hilfsbereiten Mongolen in Erinnerung, und all jene die uns freudig zugewunken hatten, wie wir an Ihnen vorbeigefahren sind.
Um es in den Worten von Ralf Heinemann zu sagen, so hielt die Mongolei fahrtechnisch gleich eine steile Lernkurve für uns bereit und wir waren nach Schotter, Gras- und Sandwegen, Waschbrett- und Schlaglochpisten, Matsch- und Schmodderabschnitten auch froh einmal wieder Asphalt unter die Räder zu bekommen... (Wer hätte das gedacht, wo wir doch Zuhause allzuoft die unbefestigten Straßen suchen und sie dort oftmals nicht befahren dürfen.) Doch auch hier wird schon kräftig an der Infrastruktur gearbeitet und die asphaltierten Straßen haben deutlich zugenommen, wie uns Klaus Hübner erzählen und anhand von Bildern von 2013 zeigen konnte, als er diese Strecken schon einmal gefahren ist. Vielleicht wird man in 5 oder 10 Jahren schon mit einer Gold Wing in die Mongolei fahren können - wer weiß?!
Russland / Kasachstan
Wir verlassen die mongolische Grenze zu Russland, gehen an drei verschiedene Schalter und holen einen Stempel hier und dort, ehe wir 24km Niemandsland über eine schlammige Straße im Regen passieren müssen, die uns zu den russischen Grenzkontrollen bringt.
In den Kontrollbereich werden gruppenweise Fahrzeuge eingelassen. Sind diese alle bearbeitet, werden die nächsten 5 oder 6 Fahrzeuge eingelassen. Und das ganze dauert... Schließlich sind wir dran, erhalten Zettelchen zur Kontrolle, müssen unser Gepäck zeigen und an einem Schalter anstehen mit mehreren Papieren , die wir ausfüllen mussten Vorne am Schalter steht ein älterer Herr und reicht immer wieder Pässe herein, erhält diese nach einer gefühlten Ewigkeit wieder und reicht diese wieder an eine andere Person, die an den Schalter gelaufen kommt und mitnimmt. Und zwischendurch kommen immer wieder einzelne Personen und stecken ihm einen Stapel Pässe mit einem Umschlag zu. Ich blicke erst gar nicht durch, was dort überhaupt läuft, bis selbst mir Leuchte klar wird, dass der Sack den Schalter vorne blockiert und gegen Kohle die Pässe entgegennimmt und der Rest dumm in der Schlange steht. Da wir schon über zwei Stunden in der Schlange stehen, protestiere ich lautstark in Englisch und fahre ihn an, aber er versteht mich natürlich nicht. Ich mache einen Grenzbeamten darauf aufmerksam, der schon gegrinst hat, wie ich den älteren Herrn (Schleuser) angegangen bin, aber er winkt nur ab und gibt zu verstehen, dass er sich da nicht einmische... Na gut, lösen wir das eben als Gruppe: Wir bilden einen Ring um den Herrn und stauchen jeden verbal zusammen der wieder einen Stapel Pässe durchreichen möchte. Jeder Pass muss nämlich einzeln und handgetippt in den PC eingegeben werden von einem einzigen Grenzbeamten. Man kann sich vorstellen, wie viel Zeit das in Anspruch nimmt. Der ältere Herr ist trockengelegt und zieht mürrisch ab. Jetzt sollten wir an der Reihe sein. Stattdessen kommt eine Grenzbeamtin um die Ecke und nimmt die Pässe entgegen, die nicht an den Schleuser durchgereicht werden konnten. Tja, da schaust dann erst einmal blöd aus der Wäsche Die stecken alle unter einer Decke und jeder verdient daran mit. Klaus beschwert sich kräftig, aber es hilft alles nichts. Ein Grenzbeamter erklärt in gebrochenem Englisch, dass es sich um mongolische Staatsbürger handele und diese hätten besondere Rechte... aha Bis wir die Grenze endlich passieren können sind über 5 Stunden vergangen
Nach Übernachtung in einer rustikalen und sauberen Unterkunft in Holzhütten, steht eine schöne Strecke von rund 450km vor uns (R256 Tschuiski trakt) durch ein Tal des Altaigebirges In Bernaul, der letzten großen Stadt (610.000 Einwohner) im Süden Westsibiriens vor der kasachischen Grenze, legen wir einen Zwischenstopp ein, besuchen eine legendäre Biker Bar und lassen von Viktor die Simmeringe an den Gabelfedern von Klaus und meiner Maschine reparieren Und da Viktor gerade voller Elan bei der Sache ist, schweißt er auch noch einen Gepäckträger, dessen Bruch ich gar nicht mitbekommen habe.
Die kasachische Grenze ist nach der Erfahrung mit Russland relativ schnell und unproblematisch überquert. Hier wartet die nächste größere Etappe auf uns, ehe wir Almaty (ehemalige Hauptstadt Kasachstans mit 1,8 Mio Einwohner) erreichen. Der Weg dahin ist asphaltiert. Hat die Bezeichnung aber nicht verdient. Die Straßen haben knöcheltiefe Schlaglöcher, als sei ein Meteoritenregen auf diese niedergegangen, immer wieder tiefe Spurrillen der LKW in denen man sich mit den schmalen Motorradreifen verfangen kann und teils fehlt der Asphalt völlig und besteht nur aus Staub und Sand. Und auf diesem Zustand verbringen wir knapp 600km, was für Mensch und Maschine eine Tortur ist. Fortwährend kracht man in ein anderes Schlagloch, weil es oftmals schon gar nicht mehr möglich ist, diesen aufgrund ihrer Anzahl, überhaupt noch ausweichenzu können. Gleichzeitig befinden sich auf dieser einzigen Verkehrsverbindung unzählige PKW’s und LKW’s , die neben den Straßenzuständen ebenfalls Aufmerksamkeit einfordern, was sie oftmals mit großen Staubwolken und wildem Hupen tun. Bei jedem Schlag hofft man, sich die Felgen nicht zu zerhauen und das das Material standhält.
Mein rechter Simmering tut es leider nicht. Der Linke wurde bereits gewechselt, aber der Linke wurde wohl vergessen und geht nun in die Knie Wird die Gabel stark beansprucht und sammelt sich auf dieser Dreck und Staub an, so kann ein Dichtring, der Simmering, an der Gabel beschädigt werden und dann kann das Gabelfederöl austreten. Damit lässt sich zwar noch eine Weile weiterfahren, aber früher oder später muss sich der Sache angenommen werden. Um wieder Zeit einholen zu können, die wir an Grenze und Werkstatt verloren haben, entscheiden wir uns in den Abend hinein zu fahren, doch leider verkennen wir, dass es hier im Osten schneller dunkel wird am Abend und das Fahren auf solchen Strecken in Dunkelheit gestaltet sich sehr zäh und wir erreichen erst um halb eins die einzige Unterkunft weit und breit. Und diese ist zu unserem Pech auch noch ein heruntergekommenes Drecksloch Hier wird nicht zimmerweise vermietet, sondern bettweise . D.h. hat ein Zimmer 4 Betten und man braucht in diesem nur zwei, so kannst Du mitten in der Nacht noch Besuch bekommen. Klo gibt es für alle Zimmer nur eines und das hat seine letzte Reinigung beim Bau der Unterkunft gesehen. Darin stinkt es so, dass es Dich erst einmal zurückwirft, wenn Du dort die Türe aufmachst. Auf den Essenstischen konnte man die Speisereste von letzter Woche sehen. Nicht, dass man mich falsch versteht: Mit einer einfachen Unterkunft habe ich kein Problem, nur sauber sollte sie bitte sein...
Umso mehr lernen wir zu schätzen gerade wieder in der Zivilisation der Millionenstadt Almaty zu sein und eine gute Unterkunft zu haben.
Hier treffen Klaus und ich per Zufall auch einen Biker, der uns zur dortigen Mopedwerkstatt geleitet, wo meine Africa Twin einen neuen Simmering erhält. Morgen um 14 Uhr soll die Maschine fertig sein und dann werden wir uns alle auf den Weg nach Kirgisistan machen, dem Pamir Highway immer näherkommend...
Kirgisistan / Tadschikistan
Wir lassen das hochmoderne Almaty in Kasachstan hinter uns. Und da ist er wieder dieser krasse Kontrast zwischen Stadt und Land. Eben hast Du noch junge, stylische Leute auf ihren elektrischen Rollern durch die Metropole flitzen sehen und nur ein paar Kilometer außerhalb der Stadt hausen Menschen in Bauwagen ohne Strom und fließendes Wasser. Vieles, was wir sehen ist nicht schön und gibt mir immer wieder zu denken, wie unglaublich gut es uns Zuhause doch geht.
Die kirgisische Grenze ist ungewöhnlich schnell passiert und dahinter beginnen sie wieder: Die kilometerlangen Dörfer, die sich der Hauptstraße entlangziehen, samt den Unmengen an Fahrzeugen , den vielen Baustellen wo wir durch Dreck, Staub und graugetränkte Pfützen fahren, die an unseren Stiefeln hochspritzen. Aus vielen Buden rechts und links ziehen Rauchschwaden und ein extremer Gestank empor. Wenn der Müll von niemanden abgeholt wird, wird er eben selber verbrannt.
Waren die kasachischen Autofahrer noch sehr rücksichtsvoll, so gesellt sich in Kirgisistan ein anderes Bild dazu: Superreiche in ihren dicken SUV‘s mit V8-Motor, die rücksichtslos dahergeprescht kommen. Genau so einer befindet sich vor einer Ortschaft hinter uns, drängelt bereits Ralf, der als letzter fährt eklatant, dicht hinten rein. Vor uns verlangsamt sich ein kleiner Lieferwagen und betätigt den Warnblinker. Der V8 schert kurzerhand aus, überholt Ralf und Sven und sitzt nun Roxi und mir im Nacken. Als er schließlich die Geduld verliert, schert der V8 nach rechts auf das Kiesbett neben der Straße aus, welches hier als Gehweg funktioniert. Mittlerweile offenbar sich, weshalb der Lieferwagen, sein Tempo so verlangsamt hatte und rechts vor ihm trottet ein kleiner Hund auf die andere Straßenseite. Er hat das Kiesbett bereits erreicht und wähnt sich in Sicherheit. Ich drücke bereits dauerhaft auf die Hupe, um den V8 zu warnen, der sich bereits auf unserer Höhe auf dem Kiesbett befindet und den kleinen Hund nun direkt im Sichtfeld hat. Der V8 hält nur einen kurzen Moment inne und beschleunigt dann voll durch auf den kleinen Hund zu. Roxi höre ich bereits hinter mir vor Schreck und Panik laut aufschreien. Dieses kranke Schwein erfasst den Hund voller Absicht und wir sehen, wie sich unter dem V8 ein Fellknäuel mehrmals, staubaufwirbelnd überschlägt... und wie durch ein Wunder sich doch sofort wieder aufrappelt und im Gebüsch verschwindet. Wir können nur hoffen, dass der Kleine keine bösen inneren Verletzungen davongetragen hat...
Nachdem die Stadt Osh hinter uns liegt, nähern wir uns mit großen Schritten den ersten Ausläufern des Pamir Gebirges. Die tadschikische Grenze befindet sich bereits auf guten 3800 Metern Höhe und hier bekommen wir das erste Mal die dünne Luft zu spüren. In dem Grenzhäuschen vor welchem wir die Schuhe ausziehen müssen, bevor wir es betreten dürfen, wird uns beim Bücken und wieder Aufrichten nämlich schon leicht schummrig. Nach der Grenze geht es weiter zum Kara-Kul See welcher türkisschimmernd in einer Mondlandschaft eingebettet ist. Wir alle merken wie uns bereits eine leichte Übelkeit und Kopfschmerzen befällt. Auf dem Ak-Baital-Pass mit 4666m Höhe , sind wir froh, dass wir uns alle noch einigermaßen auf dem Moped halten können. Selbst für ein paar Schritte auf diesem hohen Pass müssen wir äußerst schwer schnaufen Mit dem Wetter haben wir unglaubliches Glück, denn einen Tag zuvor hatte es hier noch geschneit und im bereits ausgetrockneten Matsch sind große Furchen zu erkennen. Unter diesen Umständen hätten wir uns dort mit unseren schweren Maschinen und Gepäck kaum fortbewegen können.
In einem der folgenden Orte, ich weiß den Namen schon gar nicht mehr, hat Klaus ein sehr liebevolles Homestay für uns recherchiert, wo wir sehr herzlich von der Chefin empfangen worden sind.
In der Nacht muss ich mich mehrmals aufrichten und darauf konzentrieren tief ein- und auszuatmen, da ich das Gefühl habe nicht richtig Luft zu bekommen. Ich gehe ein wenig an die frische Luft und sehe einen atemberaubenden Nachthimmel So ist es schon die ganze Reise. Alles muss man sich hier verdienen, nichts bekommst Du einfach so.
Mit Khorog erreichen wir ein weiteres Etappenziel und hinter diesem offenbart sich ein weiteres Highlight, welches mir sogar noch besser gefällt, als die Mars- und Mondlandschaft des Pamir. Hier fahren wir eine sogenannte Südroute, die sich an der afghanischen Grenze entlangzieht. Getrennt durch einen reisenden Fluß ragen rechts und links steile Berge in den Himmel und wir fahren auf einer Straße flußabwärts, die immer wieder im Felsen auf und ab verläuft. Über 200km geht das so und ist sicherlich die längste Panoramastraße, die ich je gefahren bin. Jede Biegung bietet einen weiteren imposanten Ausblick und man kann kaum fassen noch nie davon gehört zu haben. Ein echtes Sahnestück Nur die Drohne habe ich mich hier nicht getraut fliegen zu lassen, da hier immer wieder Soldaten patrouillieren... das war mir dann doch zu riskant.
Mittlerweile haben wir Duschanbe erreicht, die Hauptstadt von Tadschikistan Hier haben wir heute einen Ruhetag und können uns erholen, nach bereits über 16 Fahrtagdn mit lediglich einem krankheitsbedingten Erholungstag.
Ich mache da keinen Hehl draus, so eine Tour ist anstrengend. Anstrengender, als ich es erwartet hätte und ich bin stolz, wie Roxi das durchhält Und als Endurofahrer, der sich immer Schotter gewünscht hat, wo wir ihn Zuhause nicht befahren dürfen, so ist nach über 6000km übelster Schlaglochpiste, allen Arten von Schotter mit Geröll, Sand und Steinen, Schlamm und Matsch in der Mongolei, mein Durst für einige Zeit auf unbefestigten Straßen zu fahren, gehörig gestillt und ich bin froh, dass wir jetzt Asphalt vor uns haben werden!
Usbekistan / Turkmenistan
Nach der usbekischen Grenze auf der Fahrt zu Sarmakand ändert sich das wüstenhafte Landschaftsbild mit seinen trockenen Sträuchern und sanften Sandhügeln. Es wird fruchtbar. Man fühlt sich an die Poebene Italiens erinnert. Rechts und links wird Baumwolle gepflanzt und viele weitere wasserhungrige Pflanzen. Ralf weiß dazu zu berichten, dass es in Usbekistan den drittgrößten Binnensee der Welt gegeben hat: den Aralsee. Dieser wurde jedoch durch massive künstliche Bewässerung der Felder in den letzten Jahrzehnten so leergepumpt, dass er heute nur noch knapp 30% seiner ursprünglichen Größe hat.
Usbekistan erinnert mich mit seinen Städten an die Märchen von 1001er Nacht Es ist der Registan in Samarkand, der Abends in schillerndsten Farben beleuchtet wird; das Kalon-Minarett in Bukhara, welches schon vor über 1000 Jahren den Karawanen der Seidenstraße wie ein Leuchtturm zur Navigation diente; und es ist die kleine verträumte Altstadt von Khiva mit ihren kleinen Gassen und Moscheen.
Irgendwann stehen wir wieder einmal vor einer Grenze. Diesmal die Grenze zu Turkmenistan dem dritttotalitärsten Staat der Erde. An der Grenze stehen wir mit gerade einmal 7 anderen Personen. Uns gegenüber steht gefühlt das 10-fache an Grenzpersonal. Da sollte das ja fix gehen.... von wegen Wir starten die bisher beeindruckendste Stempelsammelaktion und holen hier und da und dort ein Papier ab, dort einen Stempel und dort wieder zur Kasse und mit dem Papier wieder da und dort hin und jedes Mal schreibt wieder jemand von Neuem unseren Pass oder KFZ-Papiere ab. Aber alle sind am Arbeiten, keiner verzögert absichtlich den Vorgang und man ist vielmehr bemüht uns schnell durchzubringen. Wenn da eben die Vorschriften und die Bürokratie nicht wären. Nach 4 Stunden haben wir es dann geschafft.
Vor der Grenze wartet bereits Khan samt Fahrer. Khan ist unser Reiseguide für Turkmenistan Einen Guide zu buchen über eine Agentur war die höchste Wahrscheinlichkeit ein Visum zu bekommen. Letztes Jahr durften gerade einmal 8000 Touristen nach Turkmenistan kommen (zum Vergleich: Tadschikistan hat 450.000/Jahr). Als Guide hat Khan genaue Vorgaben mit uns als Gruppe einzuhalten, wie, wo und wann wir uns an welchem Ort befinden. Auch unsere Route ist exakt vorgegeben und in einer Karte eingetragen, die wir auf Verlangen der Polizei vorzuzeigen haben.
Es geht los... Khan mit Allradfahrzeug vorweg und wir hinterher. Unser heutiges großes Ziel sind die Krater von Derwezee, wo wir in unseren Zelten Übernachten werden. Diesen brennenden Krater zu sehen ist wirklich ein Highlight Vor mittlerweile bald 50 Jahren wollte man an dieser Stelle Erdgas gewinnen, doch irgendwas ging bei der Konstruktion schief und diese krachte in die Erde ein und fing Feuer Man versuchte es in Griff zu bekommen, aber keine Chance.... und nun brennt dort seit 1971 ein großes Barbecue-Feuer. Bei Nacht hat es einen sehr imposanten Anblick.
In Ashgabat, der Hauptstadt Turkmenistans, sehen wir fantastische Parkanlagen , riesige vergoldete Denkmäler, gewaltige Bauten und schönste Straßenzüge. Der Präsident baut hier seine Stadt so, wie es ihm gefällt. Schließlich ist er mit 98% „wiedergewählt“ worden, ist außerdem der beste Reiter , Judomeister , Schriftsteller und Fallschirmspringer des Landes. Überhaupt kann er alles am Besten und sein Konterfeit ist auch überall zu sehen. Manche Straßenzüge sind komplett leer von Menschen, denn hier verbietet der Präsident das Anhalten mit dem Fahrzeug.
In Turkmenistan wird so ziemlich alles reguliert. Auch das Internet. Auf WhatsApp, Facebook, Twitter und YouTube hat man zum Beispiel keinen Zugriff. Auch auf Nachrichtenseiten, die dem Präsidenten nicht passen, hat man keinen Zugriff. Schließlich gibt es auch in Turkmenistan nur eine Presse und das ist die des Präsidenten.
Nach drei Nächten verlassen wir Turkmenistan wieder. Ein Beamter holt uns am Hotel ab und wir müssen ihm hinterherfahren bis zur Grenze. Anhalten ist verboten Im Gänsemarsch verlassen wir Turkmenistan und stehen schon bald vor der iranischen Grenze....
Iran
Wenn mir manche Länder aufgrund ihrer Landschaft oder ihrer monumentaler Bauten in Erinnerung bleiben werden, so wird es der Iran aufgrund seiner Menschen.
Bereits an der Grenze werden wir mit einem Lächeln willkommen geheißen, geleitet uns zu zwei oder drei Schaltern und der gesamte Grenzprozess gestaltet sich recht unproblematisch und nach bereits einer Stunde betreten wir den Iran
Wo auch immer wir mit den Motorrädern entlangfahren, es wird uns grüßend zugehupt und zugewunken. Die Menschen fahren auf gleicher Höhe mit ihren Autos immer wieder neben uns, halten in einer Hand das Steuer und halten mit der anderen das Smartphone auf uns gerichtet, um uns zu filmen Wo auch immer wir anhalten, es dauert nicht lange und es bildet sich eine Menschentraube um uns herum. Wir werden begrüßt, nach unserer Reise befragt, müssen ein paar Bilder von uns gemeinsam mit den Iranern machen lassen und heißt uns herzlich willkommen. Als Motorradreisender ist man eine kleine Sensation, als wäre gerade Captain Kirk mit Raumschiff Enterprise gelandet. (Ok, nicht ganz so, aber in dieser Richtung.)
So überschwänglich großzügig die Menschen mit ihrem Gastfreundschaft sind, genauso großzügig werden hier Verkehrsregeln gehandhabt. Linien , Sperrflächen , Einbahnstraßen werden grundsätzlich ignoriert und man fährt gerade dort, wo eben Platz ist. Aus zwei Fahrspuren werden ganz schnell auch mal vier bis sechs gemacht und dazwischen drängeln, schieben und schubsen sich die Kleinmopeds herum. Ralf bezeichnet den Verkehr als lebenden Organismus, der sich an jeder Kreuzung wie ein gordischer Knoten in einer Enlosschleife neu geflochten und auch sogleich wieder entwirrt wird. Als Fußgänger darf man nicht zarbesaitet sein, wenn man die Straße überqueren möchte. Da wird niemand anhalten und dich auf die andere Seite lassen. Du musst im richtigen Moment schnell in eine Lücke hineinhüpfen und dann wie der Frosch „Frogger“ im gleichnamigen Computerspiel, versuchen die andere Seite zu erreichen. Man hat hier zwar nur ein Leben, aber wenn man geschickt Stück für Stück einen Satz nach vorne macht und die ankommenden Fahrzeuge vor und hinter einem vorbeirauschen, so schafft man es sicher auf die andere Seite (und ist dann auch ziemlich erleichtert ).
An einem Fahrtag ist es dann mal wieder so weit. Wir hatten schließlich schon lange nichts mehr zu schrauben an unseren Mopeds... Kurz vor einer Kleinstadt merke ich, wie mein Vorderrad anfängt zu schlingern und muss am Straßenrand anhalten. Das Vorderrad ist platt So ein Mist Es hilft alles nichts und wir bauen das Rad aus unter Beobachtung vieler Ortsansässiger, die gleichzeitig noch immer ein paar Selfies Mit uns machen möchte. Die Frauen suchen immer wieder interessiert das Gespräch mit Roxi, machen Bilder, schenken ihr ein kleines Parfum, welches sie gerade in der Handtasche haben oder auch einen Nagellack Der Reifen ist entwuchtet, der defekte Schlauch entfernt und es offenbart sich die Ursache: Das Ventil ist eingerissen. Wahrscheinlich bin ich Idiot mit zu wenig Luftdruck gefahren Ralf möchte den neuen Reifen in einer kleinen Werkstatt den Reifen wuchten lassen und frägt einen Iraner, wo er denn eine finden könne. Schon wird er samt Reifen in ein Auto gezerrt und ist verschwunden Sven schaut dem davonbrausenden Auto grinsend hinterher. Eine halbe Stunde später kommt Ralf auch schon wieder. Diesmal auf einem Roller Vorne der Mechaniker und hinten er mit dem Reifen. Jetzt muss das Rad nur noch eingebaut werden, aber eine Distanzhülse ist verlorengegangen. Das gibt‘s doch nicht! Und schon wieder sitzen Ralf und diesmal auch ich in einem Auto fahren zurück zur Werkstatt, aber hier ist sie nicht. Hassan, so stellt sich der Retter in Not vor, fährt mit uns zu zwei Geschäften, aber diese haben ein solches Teil ebenfalls nicht. Weiter geht’s zu einem Dreher, dessen Werkstatt aber gerade leer ist und wieder geht es weiter zum nächsten Dreher und dieser ist da, begutachtet die noch vorhandene Distanzhülse und macht sich an seiner Drehbank gleich ans Werk. Eine Freude ihm bei seiner präzisen Arbeit zuzuschauen. Nach 10 Minuten ist er fertig und präsentiert das gute Stück: passt wie angegossen. Eine Bezahlung lehnt er strikt ab. Wir fahren mit Hassan zurück, der uns schon nach Hause einladen will zum Essen Wir können das Rad montieren und die Tour fortsetzen. Wir bedanken uns mehrmals bei dem äußerst hilfreichen Hassan, der seine Zeit geopfert hat, um uns helfen zu können. Hassan gibt mir seine Handynummer. Ich solle ihn in ein paar Tagen kontaktieren, wie es uns weiter auf der Reise ergangen ist.
Noch am gleichen Tag fahren wir durch das Elbursgebirge wo sich mit 5610m der höchste Berg des Iran befindet. Vor einer Baustelle geraten wir in einen Stau und es beginnt ein sich ewig dahinziehendes Stop-N-Go bei 41 Grad Außentemperatur. Ein Fahrzeug vor uns droht nach jedem Halten immer wieder rückwärts bergab auf uns draufzurollen. Ich hupe, um ihn zu warnen. Das Spielchen wiederholt sich immer wieder. Da es hier im Verkehr prinzipiell immer wieder von allen Ecken und Seiten hupt, scheint er gar nicht zu registrieren, dass er mit meinem Hupen gemeint ist. Er rollt schon wieder rückwärts, ich hupe wieder und halte diese gedrückt für ca. 10 Sekunden. Plötzlich geht das Display des aus. Ich sage Roxi erstmal nix. Macht ja nur unnötig nervös, aber sie hat es ohnehin gleich gesehen und fängt an zu fragen , was da los ist. Ich mache die Zündung aus und wieder an. Wieder ein schwarzes Display. Mir rinnt schon der Schweiß den Rücken herunter und der Helm macht es auch nicht besser. Zumindest springt noch der Motor an und wir können fahren. Dachte ich. Sobald die Maschine vom ersten in den zweiten Gang schalten möchte, springt sie in den Leerlauf und ich bekomme keinen Gang mehr rein. Sven und Ralf dirigieren mich zu einem Parkplatz vor einem Restaurant. Die Fehlersuche beginnt. Wir überprüfen dieses und jenes, aber können nichts finden. Mittlerweile ist auch das Federbein von Klaus defekt, aber er kann noch fahren. Die Zeit schreitet voran und wir haben noch über 150km durch das Gebirge vor uns und 150km sind hier zeitlich eine ganz andere Dimension in diesem Vekehr, als bei uns. Da ist man 4 bis 5 Stunden unterwegs, wenn es reicht. Roxi fasst kurzerhand einen Entschluss und dirigiert drei junge Männer mit Pritschenwagen aus dem Stau heraus. Die machen gleich wie der kleine Kommandant befiehlt, fahren an die Seite heran. Mit Händen und Füßen, ein paar Brocken englisch schildert Roxi wild gestikulierend das Problem und weist die Jungs an rückwärts an eine Steigung zu einem Restaurant zu fahren (welch unglaubliches Glück, dass auch gerade jetzt eine solche hier ist!). Das Moped wird auf den Pritschenwagen gefahren, verzurrt und es kann weitergehen. Glücklicher Weise haben die drei jungen Männer auch noch das selbe Ziel wie wir: Teheran. Wir wir so auf dem Pritschenwagen sitzen und durch das Elbursgebirge fahren, muss ich immer wieder darüber nachdenken, wie unglaublich selbstlos, hilfsbereit und freundlich die Menschen alle sind, die uns bisher im Iran begegnet sind. In diesem Ausmaß ist mir dies noch nirgends begegnet.
Um halb elf am Abend erreichen wir das Hotel und können die Maschine entladen. Klaus, Sven und Ralf sind bereits da. Am nächsten Tag geht es nach dem Frühstück gleich auf erneute Fehlersuche am Motorrad. Sven hat aus Drähten und einer kleinen Glühbirne etwas gebastelt, um noch einmal alle Sicherungen testen zu können. Klaus weiß zu berichten, dass er schon eine defekte Sicherung hatte, die einen Haarriss hatte und man ihr mit bloßem Auge kaum ansehen könnte, das sie defekt war. Ralf reicht jede Sicherung einzeln und Sven testet... und tatsächlich eine Sicherung ist defekt gewesen, wird getauscht und schon läuft die Maschine wieder. Ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet und bin davon ausgegangen, dass ich die Maschine zurücktransportieren müsste und das geht im Iran nur mit sehr erschwerten Auflagen und beginnt preislich bei 4500€
Klaus hat mittlerweile auch schon sein Federbein ausgebaut, welches an einem Aufnahmepunkt gebrochen ist. Mit einem Taxi fahren wir zu einem kleinen Motorradgeschäft. Diese nehmen sich der Arbeit sofort an und bringen das Teil Abends um 22 Uhr noch ins Hotel und bauen es Klaus ein. Unglaublich.
Das ist es also, weshalb ich den Iran vor allem und ganz besonders wegen seiner Menschen in Erinnerung behalten werde... diese haben ein sehr großes Herz.
Türkei
Das letzte Land unserer langen Tour ist betreten Unsere Reise geht dem Ende zu. Von Ost nach West ist ein stetiger Anstieg des Wolhstandes eines Landes sichtbar gewesen. Das letzte Mal bin ich in der Türkei über zwanzig Jahren gewesen. Was sich uns hier nun eröffnet, ist beeindruckend. Quer durch das ganze Land fahren wir hauptsächlich auf neuen Straßen. Die Autostraßen haben zwei Fahrspuren je Richtung, die Autobahnen gleich drei. Überall sind neue Gebäudekomplexe, schöne Wohnanlagen , Firmen und Fabriken zu sehen, die erst in den letzten Jahren gebaut worden sind oder gerade gebaut werden.
Bei dieser Infrastruktur fällt es uns leicht unser erstes Ziel den Ishak-Pascha-Palast zu erreichen, der im 16 Jahrhundert erbaut worden ist und einem Emir als Liebesschloss diente. Die Architektur vereint die seldschukischer Moscheen , armenischer Kirchen und auch den zeitgenössischen osmanischen Stil.
Als Kontrastpunkt zur Architektur dürfen wir noch Nemrut Dagi, den größten Grabhügel der Welt, auf 2150m Höhe bewundern, welcher bei Sonnenaufgang ein beeindruckendes Schauspiel bietet. Das Grabmonument wurde bereits 34 v.Chr. gebaut und alleine für die Schaffung des Gipfelplateaus mussten 200.000 Kubikmeter Stein abgetragen werden. Wohl dem, der damals kein Sklave war...
Die finale Sehenswürdigkeit in der Türkei liegt für uns in Kappadokien und ist der Ort Göreme mit seinen markanten Tuffsteinformationen, die das Ergebnis von Vulkanausbrüchen und Wasserläufen mehrerer Millionen Jahre sind. Die ersten Christen nutzten diese, um in Abgeschiedenheit und in Sicherheit (vor Persern, Römern, Arabern und Mongolen) leben zu können. Hier bauten sie Kirchen und ganze Wohnanlagen ins Gestein, die bis heute erhalten geblieben sind und ein Anziehungspunkt für Touristen sind, die hier heute auch ihre Unterkünfte finden. Ein sehenswertes Ereignis sind die Heißluftballone, die hier täglich in großer Anzahl in die Luft gleiten... Das ganze begeistert Roxi so sehr, dass sie auf jeden Fall noch einmal hierher kommen möchte.
Die Türkei hat es mit uns zum Abschluss dieser Reise gut gemeint: Es gab nichts zu reparieren und auch keine unerwarteten Vorfälle.
In Istanbul steigt Roxi unter Protest in den Flieger Protest, weil sie jetzt auch die restlichen 2400km auf dem Moped verbringen möchte, aber bei diesen Kilometern geht es nur um langweilige Autobahnkilometer nach Hause... und 2400km einen kleinen General im Nacken sitzen zu haben, der einem alle 12 1/2 Sekunden auf den Helm klopft und über das Headset über eine andere potentielle Gefahr des Verkehrs zu berichten weiß, kann das für den Steuermann seehr anstrengend werden... So weiß ich sie lieber im Flugzeug.
Fazit
Dies ist eine Reise gewesen, die ich nicht mit meinen bisherigen Urlauben vergleichen kann; hatten diese doch immer das Ziel von Erholung und Entspannung, was auf dieser Reise kaum zum Tragen kam. Ich muss das Fazit daher aus verschiedenen Blickwinkeln schildern.
Aus der Sicht eines reinen „Genuss-Mopedfahrers“, der in der Regel immer auf der Suche nach Bergen und Kurven ist, ist diese Reise unterm Strich unbefriedigend und ich würde ihm von der Art und Weise, wie wir diese Reise mit dem Motorrad getan haben abraten. Viel zu groß ist letztendlich im Verhältnis der Anteil der Kilometer, die man zurückzulegen hat, wo man unzählige Kilometer Staub und Abgase auf Buckelpisten in einem quälenden Verkehr schluckt oder einen irgendwann die Langeweile auf schnurrgeraden Straßen überfällt. Vielmehr würde ich dem „Genuss-Mopedfahrer“ empfehlen die Mongolei zu besuchen mit einem Anbieter wie Probike Mongolia und einer kleinen Einzylinder-Maschine (ohne Gepäck) eine begleitete Rundtour zu machen. Genauso lässt sich auch eine kleine Maschine per Spedition nach Duschanbe befördern, welches ein guter Startpunkt für den Pamir Highway ist und das wunderschöne Tal entlang der afghanischen und tadschikischen Grenze befahren werden kann. Dies sind für Motorradfahrer die interessantesten Strecken der gesamten Tour und echte Highlights. In den gesamten übrigen Kilometern ist der für Mopedfahrer relevante Anteil interessanter Strecken so gering, dass er schlicht nicht ins Gewicht fällt.
Die kulturelle Dichte dieser Länder kann nicht mit derer verglichen werden, die wir hier in Europa haben, mit all seinen Schlössern, Burgen, historischen Bauten und auch seiner landschaftlichen Vielfalt. In dieser Ecke der Erde müssen die Kulturgüter durch strammes Kilometer abspulen unter glühender Sonne anstrengend erkauft werden. Ich sage dies so ausdrücklich, weil das leider in keinem einzigen Reisebericht drinsteht, den ich bisher gelesen habe. (Ich habe euch nun also gewarnt - es kann sich hinterher keiner beschweren.)
Auch gebe ich zu bedenken, dass hygienische Standards oftmals gar nicht existieren. Jeder in unserer Gruppe hat seine Eingeweide über unterschiedlichstes Körperöffnungen entleert. Von ehemals 78,6kg, sind bei mir derzeit nur 73,8kg übrig, was ich nun unter großen Anstrengungen unter Zunahme von Milka-Schokolade wieder antrainieren muss - furchtbar!
Wie so oft kann man nicht alles haben, denn hätten wir nicht die gesamte Tour auf den Motorrädern gemacht, so wäre uns auch vieles entgangen. Vor allem Erfahrung. Erfahrung nun auf jedem möglichen Terrain voll beladen (und auch mit Sozia) bei Regen, Hitze und Luftknappheit fahren zu können. Die Schwachstellen seiner Maschine zu kennen und auch der eigenen Grenzen bewusst zu werden, wann es besser ist, umzudrehen und einen anderen Weg zu gehen oder rechtzeitig eine Unterkunft aufzusuchen, statt in der Dunkelheit weiterzufahren. Ebenfalls ist es für uns als Menschen, die in einer weitestgehend freien Welt groß werden, eine Erfahrung, wie es sich anfühlt der Willkür von Zollbeamten oder korrupten Bullen ausgesetzt und auf deren Wohlwollen angewiesen zu sein… was man sich manchmal auch erkaufen muss. Ebenso, dass wir uns Abends auf der Straße frei bewegen können und sicher sind, was dort in manchen Regionen schlicht nicht gegeben ist und sich potentiellen Risiken aussetzen muss.
Vor allem wird man auf solch einer Reise geerdet werden, wie selten auf einer Reise. So viele Menschen haben wir gesehen, die nicht viel mehr besitzen, als das bisschen verdreckte Kleidung an ihrem Körper. Die in einem alten verrostetem Bauwagen hausen und dort ihre Kinder großziehen. Die weder fließendes, noch sauberes Wasser haben und von der Hand in den Mund leben müssen. Menschen ohne jegliche Perspektive auf Verbesserung ihrer Lebensumstände. So oft habe ich mich gefragt auf dieser Reise, was würdest Du tun, wenn Du hier einer der jungen Männer wärest und meine Antwort war sogleich immer: Eine Möglichkeit suchen, um so weit weg wie nur möglich von hier zu kommen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Sven hat es oft gesagt während der Reise: „Man lernt wieder zu schätzen, was man hat.“ …
Und dennoch: Auch wenn sie nie viel hatten, viele der Menschen, die wir unterwegs trafen, winkten uns immer freundlich zu und hießen uns willkommen. Sie halfen uns mit allen Kräften , wenn wir ein Problem hatten und hatten stets ein Lächeln für uns und das waren mit die schönsten Momente dieser Reise! - Unbezahlbar.